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Religion, Armut und Migration an Schulen

• Voraussichtliches Projektende: März 2023

• Verantwortlich: Silke Reindl

— Silke Reindl — Wie der jüngste Bildungsbericht des Regionalverbands Ruhr (2020) zeigt, spiegelt sich die gesellschaftliche Segregation im Ruhrgebiet insbesondere im weiterführenden Schulsystem wider. Demnach lässt sich nicht nur im Blick auf Bevölkerungsgruppen, sondern auch im Blick auf Schulen eine zunehmende Polarisierung zwischen sozial privilegierten und sozial benachteiligten Lagen beobachten. Dabei erscheint insbesondere an Schulen in sozial benachteiligten Lagen die Herstellung von Passung zwischen den (aus-)bildungsbezogenen Anforderungen und den schüler*innenbezogenen Ausgangslagen bzw. zwischen dem (aus-)bildungsbezogenem Angebot und den schüler*innenbezogenen Bedürfnissen als pädagogische Herausforderung. Diese Herausforderung stellt sich auch im Religionsunterricht (RU).

Gleichwohl im Rahmen der inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt auch die sozioökonomische Dimension (Knauth, Möller & Pithan, 2020) berücksichtigt wird, stellt die empirisch-religionspädagogische Betrachtung des schulischen und unterrichtlichen Umgangs mit der religions- und religiositätsbezogenen Dimension an weiterführenden Schulen in sozial benachteiligten Lagen bisher noch ein Forschungsdesiderat dar.

Vor diesem Hintergrund wurden dem Ansatz der kontextbezogenen Unterrichtsforschung (Knauth, 2018) entsprechend im Rahmen einer ethnographischen Fallstudie an einer Gesamtschule in sozial benachteiligter Lage Daten auf drei Ebenen erhoben:
1) Daten zur Praxis des Umgangs mit der religions- und religiositätsbezogenen Dimension durch teilnehmende Beobachtung im Schul- und Unterrichtsalltag, mit besonderem Fokus auf die Religionsunterrichte und das Ersatzfach Praktische Philosophie (PP),
2) Daten zu den Deutungsmustern und Normen der pädagogischen Fachkräfte (RU- und PP-Lehrkräfte, Schulleitung, Schulsozialarbeiter*innen) durch Interviews sowie
3) Daten zur sozialen Struktur der Schule, der Sozialräume der Schüler*innen, des Stadtteils und der Stadt.
Die Mehrebenendaten werden triangulativ ausgewertet. Mit den Worten des kontextbezogenen Ansatzes wird „der Text“, sprich die schulische und unterrichtliche Praxis, „im Kontext“, sprich vor dem Hintergrund der Deutungsmuster und Normen der pädagogischen Fachkräfte sowie der sozialen Strukturen der Schule „gelesen“.
Dabei soll sich entlang der Fragen:
• Was sind die Kontextbedingungen des RU an Schulen in sozial benachteiligten Lagen?
• Wie gestaltet sich der RU unter diesen Kontextbedingungen?
• Was sind die Möglichkeiten und Grenzen von RU an Schulen in sozial benachteiligten Lagen?
sowohl aus einer rekonstruktiven als auch aus einer innovativ-konstruktiven Perspektive einer kontextbezogenen Religionspädagogik angenähert werden.

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